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Ausstellung "Cranach im Exil" mit Kardinal Lehmann eröffnet

„Faszinierende Einsichten in das Werk Lukas Cranachs“ – dass versprach Bayerns Kunstminister Dr. Thomas Goppel den Besuchern bei der Eröffnung der Ausstellung „Cranach im Exil“. Der gebürtige Aschaffenburger war voll des Lobes ob der Zusammenarbeit zwischen der Stadt, dem Staat und der Kirche, die diese größte Ausstellung, die bislang in Aschaffenburg stattgefunden hat, erst möglich gemacht hat.

Extra zur Eröffnung war auch der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann in die Stadt am Untermain gereist. Die Verbindung liegt auf der Hand: über 800 Jahre lang hatten die Aschaffenburger zum Bistum Mainz gehört. Kardinal Albrecht von Brandenburg, der 1540 vor der Reformation aus Halle flüchten musste, hatte als Mainzer Fürstbischof hier seine Residenz in der damaligen Burg Johannisburg. Dorthin verbrachte er viele seiner in Halle angesammelten Kunstschätze, darunter eine beachtliche Sammlung von Werken Lukas Cranachs, die jetzt der Ausstellung auch ihren Namen gegeben haben. Kardinal von Brandenburg selbst gilt als umstrittene geschichtliche Persönlichkeit, da seine Lebensweise den Reformatoren viele Angriffsflächen bot. Der Mainzer Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz begrüßte, dass in den letzten Jahren eine Neubewertung der Person Albrechts von Brandenburg eingesetzt hat, die es ermöglicht, nicht nur die negativen Seiten seiner Amtszeit zu sehen.

Gemeinsam mit Weihbischof Helmut Bauer, Domkapitular Jürgen Lenssen und Stadtdekan Jürgen Vorndran feierte Lehmann ein Pontifikalamt in der Stiftsbasilika, jener Kirche, aus der auch einige der Kunstschätze stammen, die jetzt in der Ausstellung zu sehen sind.
Da das Gotteshaus bereits mit den gut 600 geladenen Gästen bis auf den letzten Platz gefüllt war, wurde der Gottesdienst auch in die benachbarten Pfarrkirche „Zu Unserer Lieben Frau“ übertragen. Dort konnten gut 450 Interessierte den Gottesdienst auf einer Großleinwand mitverfolgen und mitfeiern.

In seiner Predigt stellte Lehmann die Arbeit des berühmten Renaissance –Malers Lukas Cranach d. Ä. in den Mittelpunkt. „Er war ein genialer Schöpfer von Bildern und ein äußerst geschickter Geschäftmann, über dessen persönliche Frömmigkeit allerdings keine schriftliche Zeugnisse vorhanden sind“, führte der Prediger aus. Seine für damalige Verhältnisse große und sehr professionell arbeitende Malerwerkstatt in Wittenberg nahm trotz einer inhaltlichen Nähe zur Lehre Luthers in großem Umfang auch Aufträge von dessen Widersacher, dem katholischen Kardinal Albrecht von Brandenburg entgegen. Damit wurde Cranach – gewollt oder ungewollt – zum Brückenbauer zwischen den Konfessionen – und das bereits in einer Zeit, in der die Trennung noch gar nicht richtig vollzogen war. „Die Ausstellung kann uns bei allen Unterschieden zu einer größeren Gemeinsamkeit führen“ fasste der Kardinal zusammen.

Im Anschluss an den Gottesdienst ließ sich Lehman viel Zeit, die drei Ausstellungsorte Stiftsmuseum und -kirche, Jesuitenkirche und Schloss Johannisburg zu besichtigen. Vom Ausstellungsleiter Dr. Gerhardt Ermischer wurde ihm die Theorie erläutert, das berühmte Bild Matthias Grünwalds „Die Beweinung Christi“ aus der Stiftskirche sei früher Teil eines heiligen Grabes gewesen, das am Karsamstag in der Liturgie Verwendung fand. Das Bild galt noch vor drei Jahren als eines der „Rätsel Grünewalds“, wie eine damalige Ausstellung im Titel formulierte. Jetzt wird die inzwischen als sehr wahrscheinlich angesehene Funktion eines Grabmals im Stiftsmuseum im Rahmen der Ausstellung als Lösung dieses Rätsels präsentiert.

Auch den viel diskutierten und geheimnisvoll anmutenden Margarethenschrein, der sonst auf dem Grabmal Albrechts von Brandenburg in der Stiftsbasilika angebracht ist und jetzt in der Jesuitenkirche aus der Nähe bestaunt werden kann, ließ sich Lehmann ausführlich erklären. In einem geschnitzten Skelett sind Reliquien verschiedener Heiliger untergebracht, das Ganze wird dann wie in einem „Schneewittchen-Sarg“ in einer Truhe mit Glasfenstern präsentiert. Das Ausstellungstsück, früher Teil des sogenannten „Halleschen Heiltums“, gibt einen Eindruck vom Heiligenkult des Mittelalters. Auf der Pressekonferenz nach seinem Verhältnis zur Reliquienverehrung befragt, hatte Lehmann geantwortet: „Reliquien haben einen zeichenhaften Sinn: sie können deutlich machen, dass das Evangelium nicht etwas Fernes ist, sondern etwas, was Menschen mit Fleisch und Blut gelebt haben. Die Vorstellung einer Selbstwirksamkeit muss allerdings theologisch hinterfragt werden.“

Die Ausstellung „Cranach im Exil“ ist bis zum 3. Juni jeweils Dienstag bis Sonntag von 9.00 – 18.00 Uhr geöffnet. Nähere Informationen gibt es im Internet unter www.cranach-im-exil.de