Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Testseite Sonntagsblatt

Wir wünschen allen Lesern ein gutes Neues Jahr!

Wir wünschen allen Lesern ein gutes Neues Jahr!

Digital-Abo

"Das Dienende gehört dazu" - Der Guardian des Kapuzinerklosters

Seine ersten hundert Tage hat er bereits seit ein paar Wochen hinter sich, der neue Guardian des Aschaffenburger Kapuzinerklosters. Im Februar durfte Pater Christian Häfele den nach Altötting abberufenen Pater Felix Kraus im Aschaffenburger Kapuzinerkloster ablösen.

Er kommt von weit her: seine Geburtsstadt ist Türkheim bei Bad Wörishofen in der Diözese Augsburg. Und weit ist er herum gekommen: sein Noviziat verbrachte er in Laufen, zum Studium ging er nach Eichstätt, 1968 wurde er zum Priester geweiht und dann begann seine abwechslungsreiche Seelsorgetätigkeit. Die führte ihn unter anderem nach Kempten, Karlstadt, Dillingen, Augsburg und München – um nur einige seiner Stationen zu nennen. „Ich wurde oft versetzt, es waren aber keine Strafversetzungen“, erklärt er schmunzelnd.
Auch was seine jeweiligen Einsatzgebiete betrifft, war er schon immer sehr flexibel. So war er bereits Schulpater, Gefängnis-, Krankenhaus- und Wallfahrtsseelsorger, Noviziatsleiter und zum wiederholten Male Guardian.

Wenn man ihn nach seinem „Unterwegs sein“ fragt, antwortet er mit einer Grundsatzerklärung zu seinem Selbstverständnis als Kapuziner: „Das Dienende gehört dazu. Wir stellen uns zur Verfügung, wo wir notwendig sind“. Für ihn steckt ganz klar eine geistliche Grundhaltung hinter den vielen Versetzungen, die im Kontrast stehen zur „Stabilitas“ der benediktinischen Orden. In der Regel des Hl. Franziskus, auf die sich die Kapuziner berufen, heißt es: „Pilger und Fremdlinge sind wir in dieser Welt“. Aber Pater Christian gibt auch zu: „Da wird der Gehorsam schon auch mühsam, wo es um Versetzungen geht.“

Mit dem Wort „Spaß“ hat es der 65jährige so gar nicht. Wenn man ihn nach seiner Lieblingsbeschäftigung fragt, dann betont er, dass er in all seinen Tätigkeiten auch viel an seelischer Energie investiert. Aber gerne gibt er zu, das bei der Fülle seiner Aufgaben sein Herz vor allem an der Gefängnisseelsorge in der Aschaffenburger Justizvollzugsanstalt hängt. Bei allen Mühen und der Konfrontation mit Einzelschicksalen , hatte er in seinem ersten halben Jahr dort auch schon schöne Begegnungen und Erlebnisse. „Man bekommt viel zurück von den Menschen“, sagt er mit Blick auf die Arbeit dort.

Doch die Gefängnisseelsorge ist nur ein Teil seiner Aufgaben. Guardian bedeutet wörtlich „Hüter, Verantwortlicher“. Als solcher ist Pater Christian verantwortlich für die inneren und äußeren Angelegenheiten des Aschaffenburger Klosters. Acht Kapuziner, darunter zwei Laienbrüder, leben hier zusammen. Gemeinsam mit ihnen muss er die Arbeiten im Kloster organisieren und die Anfrage zur Aushilfe in den umliegenden Gemeinden koordinieren. Die Gottesdienste der Klosterkirche müssen gehalten werden und im Rahmen der Citypastoral Aschaffenburgs verstehen sich die Kapuziner auch als die „Beichtkirche“. Und wenn dann, wie neulich erst geschehen, der Sturm einen Baum im Klostergarten umlegt, darf der Guardian gemeinsam mit dem Bruder Gärtner sehen, wie auch dieses Problem irgendwie gelöst wird.
Eine ganz große Aufgabe, die seit Pfingsten in die „heiße Phase“ gekommen ist, ist die Renovierung der Klosterkirche. In den nächsten Monaten soll der Dachstuhl ausgebessert werden, das Mauerwerk muss trocken gelegt und der Innenraum neu gestrichen werden, ein Künstler wird eine Seitenkapelle mit dem Sonnengesang des Franziskus ausgestalten, die Bänke müssen ausgebessert werden und noch so manches mehr.

Viel Arbeit also für den neuen Guardian, der, wenn er mal Zeit dafür hat, gerne mit dem Fahrrad fährt oder auf Berge steigt. So hat er sich inzwischen auch einen ersten Überblick über seine neue Heimat am Untermain verschafft. Die Mentalität der Menschen hier mag er, über den freundlichen Empfang in Aschaffenburg hat er sich sehr gefreut . Viele hätten ihm Mut gemacht, als er in die Fußstapfen des bei den Aschaffenburgern sehr beliebten Pater Felix getreten ist. „Jeder hat halt sein eigenes Charisma, ich muss es so machen, wie ich es kann“, sagt er ganz bescheiden.

Erfahrungen bringt er jedenfalls eine Menge mit und nicht nur Schönes hat er auf seinen Stationen quer durch Bayern erlebt. So musste er den Auszug der Kapuziner aus Karlstadt, Dillingen und Maria Buchen miterleben Die Aufgabe des bekannten Wallfahrtsortes wurde für ihn zum schmerzlichen Abschied. „Es wurden 20.000 Unterschriften für unseren Verbleib gesammelt“, sagt er nicht ohne Wehmut. Damals konnten polnische Minoriten für die Weiterführung des Hauses gewonnen werden. „Gott sei dank eine gute Lösung“, wie er erleichtert hinzu fügt.

„Wie lange schaffen wir’s noch?“, ist deshalb die Frage, die ihn beschäftigt, wenn man ihm nach der Zukunft des Aschaffenburger Klosters fragt. Mit seinen 65 Jahren ist er einer der jüngsten hier. Mit dem Nachwuchs sieht es nicht gerade rosig aus: bayernweit wurden zuletzt nur drei Diakone der Kapuziner geweiht. Es gibt Verbindungen zu einer indischen Provinz, die um Unterstützung angefragt werden kann, wenn es darum geht, Klöster in Deutschland zu halten. Fünf ihrer Brüder weilen bereits in Deutschland. Außerdem gibt es Überlegungen, die Kapuzinerprovinzen zu einer einzigen deutschen Provinz zusammenzuführen. Aber das vereinfacht nur Strukturen und bedeutet nicht automatisch mehr Personal.
Mit dem Blick auf die Geschichte der Kirche zeigt sich Pater Christian jedoch zuversichtlich: „Es hat immer wieder schwierige Zeiten gegeben. Und immer wieder hat es Reformen gegeben, die den Klöstern neue Wege gezeigt haben“.