In der letzten Woche hat mich ein Vers aus der Apostelgeschichte mitten ins Mark getroffen: „Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen.“ Täglicher Gottesdienst mit täglicher freudiger Mahlgemeinschaft. Das klingt heute schon fast utopisch.
Gottesdienst Ja oder Nein? - Das ist die Frage, die eine Kollegin aus Niedersachsen vor kurzem aufgeworfen und es damit sogar bis in einen Artikel bei Zeit Online geschafft hat.
Der Sonntagsgottesdienst als Auslaufmodell - weil zu wenige, zu alte kommen. Weil kein Nachwuchs mehr in den Bänken sitzt. Weil also deswegen Kirche die Zeit und Energie anderweitig viel sinnvoller einsetzen könnte als mit Gottesdiensten. Wo nur noch zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, kann er entfallen.
Sonntags also Ruhetag - vor allem in den Kirchen. Keine Nachfrage - also sparen wir uns das Angebot. Es ist, als messen wir Kirche nur noch in Zahlen. Der Wert einer Gemeinde, einer Handlung - alles ist berechenbar.
Aber Pfarrer sind kein „billiger Jakob“ und Gottesdienste keine Ware, die feilgeboten werden muss. Es sind Zeit-Räume, in denen wir Gottes Dienst und sein Wirken an uns mit allen Sinne erfahren können. Geistige Frei-Räume im wahrsten Sinn. Erfahrungsräume, dass ich mit meinem Glauben und meinen Zweifeln nicht alleine bin. Sondern in guter Gesellschaft. Tankstellen mit unerschöpflichem Kraftstoff und Energieressourcen. Widerständige Auferstehungserinnerung gegen alltäglichen Kleinglauben.
Keine Allheilmittel - aber kleine Leuchtfeuer der Hoffnung. Kirche ist mehr als nur die Summer ihrer Mitglieder.
Egal, ob zwei oder drei oder dreitausend.
Aber jeden Sonntag.
Stephanie Wegner, evangelische Pfarrerin, Kreuzwertheim