Mit diesem Wechsel wird auch seine Verantwortung steigen: während er am Untermain für zur Zeit 9 Patres zuständig war, wird er in Altötting für bis zu 30 Mitbrüder Sorge tragen. Als „Beförderung“ möchte der 61jährige diesen Wechsel nicht verstanden wissen, auch wenn er zugeben muss, dass die Leitung des Klosters am größten deutschen Wallfahrtsort schon eine größere Bedeutung hat. Dort haben die Kapuzinern neben vier Kirchen – darunter die große St. Anna Basilika – auch die Wallfahrtsseelsorge zu leisten.
Eigentlich war Pater Felix Zeit seines Lebens viel unterwegs: in Trostberg im Landkreis Traunstein geboren und auf einem Bauernhof groß geworden, trat er nach seinem Abitur 1966 den Kapuzinern bei. Nach seinem Noviziat in Lauffen an der Salzach legte er 1970 seine Ordensgelübde ab. Theologie studierte er in Dillingen und Augsburg und machte seine pastorale Ausbildung in Passau. Nach seiner Priesterweihe ging er als Erzieher in das Internat von Burghausen, wo er 1985 auch zum Direktor und Guardian berufen wurde. Von dort kam er 1992 erstmals nach Aschaffenburg, um schon 1995 wieder als Vikar in das Altöttinger Kloster Sankt Konrad zu wechseln. Doch 2001 kam er noch mal zurück an den Untermain, wo er neben seinen Aufgaben als Guardian auch als Gefängnisseelsorger tätig war.
Überhaupt war es ihm bei seiner Arbeit als Guardian bei allen organisatorischen Aufgaben immer wichtig, das die Seelsorge an erster Stelle stand. Die Buchführung und andere wirtschaftlichen Notwendigkeiten habe oft zwischen „gute Nacht und Aufstehen“ erledigt, erzählt er und lächelt dabei. Für ihn habe eben alles, was mit den Menschen zu tun hat, die erste Priorität vor den organisatorischen Erfordernissen des Hauses. Er weiß jetzt schon, dass er seine Arbeit im Gefängnis vermissen wird. Ihm ging es dort immer um die „Freiheit des Menschen“, auch wenn das vielleicht im Umfeld einer Strafanstalt etwas befremdlich klingt. „Wir müssen den straffällig geworden Menschen ihre Ehre wieder zurück geben, die sie durch ihre Straftat verspielt haben“, so formuliert er seinen Ansatz in der Gefängnisseelsorge.
Am Untermain sei er sehr gerne gewesen, denn, so erklärt er mit einem Augenzwickern, „sonst wäre ich ja nicht noch einmal zurück gekommen“. Trotz – oder vielleicht auch wegen – seines oberbayrischen Dialekts hat er im für ihn zunächst völlig unbekannten hessischen Grenzgebiet sehr schnell Fuß gefasst und ist zu einem beliebten Seelsorger geworden. Gerne hätte er die begonnen Renovierungsarbeiten an der Kapuzinerkirche noch zu Ende geführt: seit zwei Jahren wird bereits daran gearbeitet. Doch dass muss jetzt sein Nachfolger Christian Häfele übernehmen, der von Mariabuchen in das Kloster in Aschaffenburg wechselt.
Auf Pater Felix wartet in Niederbayern schon eine große Aufgabe: für September hat Papst Benedikt XVI seinen Besuch im Wallfahrtort und wahrscheinlich auch im Kloster St. Magdalena angesagt. Auch wenn noch nicht klar ist, ob das Oberhaupt der katholischen Kirche dort übernachten wird, gibt es schon jetzt viel zu organisieren und vorzubereiten. Und als geistlicher Leiter der Wallfahrtsseelsorge wird er ihn auch im Namen des Ordens offiziell begrüßen dürfen. Nicht viel Zeit also, um über den Abschied zu trauern!
Der Guardian ist eine vom Lateinischen guardianus (ital. guardiano) der Wächter bzw. Hüter abgeleitete Bezeichnung für die in der Regel auf sechs Jahre ernannten Oberen eines Franziskaner- oder Kapuzinerkonvents, vergleichbar einem Abt bwz. einer Äbtissin. Er hat in erster Linie für seine Brüdergemeinschaft in geistlichen Sinne zu sorgen. Dazu kommt die Verantwortung für die jeweilige Klosterkirche und für das dazugehörige Haus, seine wirtschaftlichen Belange und die notwendigen Renovierungen.